Stolpersteine in Chemnitz
Max und Marta Tebrich

Foto: Stadt Chemnitz, Pressestelle
Max Tebrich
Geboren: 29.12.1872
Gestorben: 07.10.1943
Marta Tebrich, geb. Heinemann
Geboren: 04.03.1887
Gestorben: 16.05.1944
Verlegeort:
Bernsdorfer Straße 1
Stolperstein-Verlegung am:
14. Juni 2023
Fotos der Stolpersteinverlegung
Lebensweg

Foto: Foto: Sammlung der Chemnitzer Hobbyhistoriker
Max Tebrich wurde in eine kinderreiche Kaufmannsfamilie in Kamenz geboren. Seine Eltern waren Siegmund Tebrich (1846 bis 1915) und Helene Rosam (1844 bis 1908), die zuletzt in Leisnig lebten. Sein Vater hatte dort ein Konfektions- und Schnittwarengeschäft eröffnet.
Max Tebrich erwarb am 26. Mai 1900 die Approbation, um den Beruf eines Apothekers ausüben zu können. Am 22. Dezember 1911 vermählte er sich in Oldenburg mit der 14 Jahre jüngeren Marta Heinemann. Als die Witwe des Chemnitzer Apothekers Bernhard Meyer einen neuen Pächter für die RosenApotheke suchte, fiel die Wahl auf Max Tebrich. Er übernahm am 8. Oktober 1923 die Apotheke, die sich im Erdgeschoss des Geschäftshauses in der Bernsdorfer Straße 1 befand. Damit war er nach David Courant und Dr. Kurt Magen der dritte Jude in der Stadt, der eine Apotheke gepachtet hatte.
Wie die Verpachtung zustande kam, bleibt Spekulation. Möglicherweise war Fanny Frank, die jüngere Schwester von Max, die Vermittlerin. Sie hatte im Juni 1900 den Chemnitzer Kaufmann Max Josef Frank geheiratet. Die Eheleute wohnten fortan im Stadtteil Bernsdorf. Max Tebrich lebte sich rasch in Chemnitz ein. So trat er unter anderem in den Verein »Chemnitzer Kunsthütte« ein.
Die Rosen-Apotheke, die eine eingetragene Firma war, geriet bereits im Frühjahr 1933 ins Visier der Nationalsozialisten. Das »Aktions-Komitee für den Boykott gegen Juden in Chemnitz« setzte auch Tebrichs Apotheke auf die Liste.
Max Tebrich hielt dem Druck, den die nationalsozialistische »Standesgemeinschaft Deutscher Apotheker« fortan ausübte, nicht lange stand. Noch bevor im Jahr 1937 die Reichsapothekerkammer gegründet wurde, verpachtete er am 9. Oktober 1936 seine Apotheke an Erwin Juckeland aus Burgstädt. Damit war diese »arisiert«. Der Apotheker galt als ein überzeugter Nationalsozialist, hatte er doch zuvor das Ende 1933 gestiftete »Goldene Parteiabzeichen« der NSDAP erhalten. Für Max Tebrich bedeutete der Verkauf auch, dass er mit seiner Ehefrau umgehend die Stadt verlassen musste und nach Berlin-Friedenau (Kaiserallee 73) zog. Im Juli 1939 verkaufte er das Apothekeninventar an den Pächter.
Die Anonymität der Reichshauptstadt und der Übertritt zum Protestantismus retteten die Eheleute nicht vor der Verschleppung in den Tod. Sie wurden gezwungen, am 2. November 1942 in ein Jüdisches Altersheim (Gormannstraße 3) zu ziehen und dort zwei Tage später einen »Heimeinkaufsvertrag« mit der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland abzuschließen, um die Kosten für die Unterbringung im Altersghetto Theresienstadt zu übernehmen. Zu diesem Zwecke entrichteten sie den vereinbarten Einkaufsbetrag in Höhe von 22.281 Reichsmark. Die Eheleute wurden schließlich am 6. November 1942 mit dem 73. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert.
Hier liegen die Stolpersteine für Max und Marta Tebrich
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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