Stolpersteine in Chemnitz
Julius Strauß

Foto: Stadt Chemnitz, Pressestelle
Julius Strauß
Geboren: 13.01.1896
Gestorben: nach 19.08.1942
Verlegeort:
Heimgarten 100
Stolperstein-Verlegung am:
14. Juni 2023
Fotos der Stolpersteinverlegung
Lebensweg

Foto: Foto: Familie Strauß
Der Kaufmann Julius Strauß lebte ab dem Sommer 1920 in Chemnitz. Er wurde in Kitzingen (Unterfranken) geboren und wuchs in Nürnberg auf. Seine Eltern waren Josef Strauß und Friederike Heumann. Er hatte fünf Geschwister. Julius Strauß gehörte zu den jüdischen Soldaten, die im Weltkrieg gekämpft haben.
Im August 1920 verlegte er seinen Wohnsitz nach Chemnitz, wo er fortan für die Blechgroßhandlung Martin Lebrecht, die ab 1914 in der Stadt eine Niederlassung hatte, tätig war. Sie hatte ihren Sitz im Hintergebäude des Hauses Wilhelmstraße 13.
Strauß selbst fand eine Wohnung in der Zschopauer Straße 1a. Beruflich ging es bergauf, als ihm im Dezember 1922 die Firmeninhaber Ernst und Paul Lebrecht die Einzelprokura übertrugen.
Am 27. Januar 1923 vermählte sich Julius Strauß in Chemnitz mit der gleichaltrigen Polizeikommissarstochter Wella Elise Görner, die anlässlich der Hochzeit zum Judentum konvertiert war. Bereits im März 1923 kehrte er berufsbedingt nach Nürnberg zurück. Seine Ehefrau folgte ihm im September 1923. In den Jahren 1925 und 1928 wurden ihre Söhne Ernst-Günther Joseph und Peter Werner geboren.
Im Jahr 1929 kehrten die Eheleute nach Chemnitz zurück und fanden in dem neu erbauten Haus Heimgarten 69 in der Vorstadt Gablenz eine geeignete Wohnung. Strauß war weiterhin als Vertreter tätig. Seine Ehefrau starb am 26. Dezember 1930. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Jüdischen Friedhof im Ortsteil Altendorf. Der Witwer zog daraufhin mit seinen minderjährigen Söhnen in das Haus Heimgarten 100.
Ernst-Günther und Peter wurden in die Dittesschule (Reichenhainer Straße 33) eingeschult und besuchten sowohl den christlichen als auch den jüdischen Religionsunterricht.
Der 7. September 1935 veränderte das Leben des Kaufmanns und seiner Söhne. An jenem Tag wurde Julius Strauß in Chemnitz verhaftet und eine Woche später in das Konzentrationslager Sachsenburg überführt. Einer überlieferten Beurteilung ist zu entnehmen: »Der Schutzhaftgefangene Strauß will mit seinen jüdischen Manieren versuchen, sich vor der Arbeit zu drücken, indem er Krankheiten vorspiegelt«. Der Lagerkommandant lehnte daher am 31. Januar 1936 eine zeitnahe Entlassung des Häftlings ab.
Kurzzeitig befand sich Strauß dennoch in Freiheit, bevor er am 10. November 1938 im Rahmen der Novemberpogrome erneut verhaftet und am Folgetag in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht wurde. Bereits am 1. Dezember 1938 wurde er entlassen. Dies geschah unter der Bedingung, so bald wie möglich Deutschland zu verlassen. Im August 1939 wanderte er nach Frankreich aus. Die Söhne wohnten weiterhin bei den Großeltern in der Melanchthonstraße 61.
Julius Strauß glaubte sich in Sicherheit, doch der Kriegsausbruch veränderte sehr bald seine Lage. Er wurde verhaftet und in das Durchgangslager Drancy gebracht. Von dort wurde er am 19. August 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.
Hier liegt der Stolperstein für Julius Strauß:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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