Stolpersteine in Chemnitz
Wolf, Regina, Hertha, Herbert und Erich Karl Joseph

Foto: Stadt Chemnitz, Pressestelle
Wolf Joseph
Geboren: 10.10.1859
Gestorben: 23.10.1942
Regina Joseph, geb. Krotoschin
Geboren: 17.05.1862
Gestorben: 22.03.1940
Hertha Richter, geb. Joseph
Geboren: 09.02.1889
Gestorben: nach dem 13.07.1942
Herbert Joseph
Geboren: 15.03.1891
Gestorben: 17.12.1941
Erich Karl Joseph
Geboren: 16.03.1892
Gestorben: 05.08.1941
Verlegeort:
Agricolastraße 9
Stolperstein-Verlegung am:
14. Juni 2023
Fotos der Stolpersteinverlegung
Lebensweg
Der Kaufmann Wolf Joseph lebte ab dem Frühjahr 1878 mit Unterbrechungen in Chemnitz. Er gehörte mehr als 60 Jahre lang der Israelitischen Religionsgemeinde an.
Er wurde in Crone an der Brahe (Provinz Posen) geboren. Im Frühjahr 1878 kam er aus Berlin und war zunächst als Handlungsreisender für verschiedene jüdische Firmen tätig. Nach mehrjähriger Abwesenheit kehrte Wolf Joseph Anfang 1885 nach Chemnitz zurück und wurde Mitinhaber der ein Jahr zuvor gegründeten Großhandlung für Posamenten »Hugo Rentzsch Nachf.«, die ihren Sitz in der Langen Straße 36 hatte. Nach dem Ausscheiden seines Geschäftspartners wurde er 1889 Alleininhaber der Firma, in der später vor allem Möbelstoffe und Vorhänge verkauft wurden. Bereits im April 1888 war Wolf Joseph in Coburg die Ehe mit der aus Posen stammenden Regina Krotoschin eingegangen. Das Ehepaar hatte vier Kinder: Hertha, Elsa, Herbert und Erich.
Hertha heiratete im Juli 1914 den elf Jahre älteren Berliner Kaufmann Max Moritz Richter. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor: Gerhard und Edgar Jürgen Jakob. Nach ihrer Scheidung im Jahr 1920 zog sie mit den Söhnen wieder nach Chemnitz und wohnte bei ihren Eltern in der Agricolastraße 2. 1939 wanderten die Brüder nach Palästina aus. Hertha Richter blieb bei ihren Eltern in Chemnitz zurück. Am 13. Juli 1942 wurde sie nach dem Osten deportiert. Ihre drei Geschwister blieben unverheiratet. Herbert begann 1919, ein Jahr nach seiner Entlassung vom Militär, als Prokurist im väterlichen Geschäft zu arbeiten. Im Herbst 1921 gründete er seine eigene Firma, die Mechanische Weberei »Lica«. Die Weberei befand sich in Lichtenstein. Der Firmensitz war in Chemnitz, ebenfalls in der Langen Straße 36. Am 12. April 1938 wurde der Fabrikant verhaftet und in das Zuchthaus Zwickau gebracht. In dem Jahr musste er – bereits in Haft – seinen Betrieb unter Zwang an eine Firma in Lichtenstein verkaufen. 1940/41 wurde Herbert Joseph in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt, wo er am 17. Dezember 1941 starb.
Erich kämpfte gleichfalls im Weltkrieg. Später arbeitete er als Handlungsreisender für die Firma seines Bruders. Während der Pogrome wurde er am 12. November 1938 in »Schutzhaft« genommen und nach Dachau gebracht, wo er sich bis zum 12. Mai 1939 befand. Nachdem er erneut verhaftet worden war, wurde er am 27. Juni 1940 nach Sachsenhausen eingeliefert. Von dort wurde er am 16. September 1940 nach Dachau überstellt. Von Dachau wurde er am 12. Juli 1941 nach Buchenwald überführt, wo er am 5. August 1941 »starb«.
Die Eltern mussten zuletzt im »Judenhaus« Agricolastraße 9 wohnen. In der Nacht zum 22. März 1940 starb Regina Joseph infolge eines tragischen Haushaltsunfalls. Sie wurde als erste in der Erbgrabstätte der Familie auf dem Jüdischen Friedhof in Altendorf bestattet. Der verwitwete Wolf Joseph musste, bereits fast erblindet, im Juni 1941 dem Drängen des Amtsgerichtes Chemnitz nachgeben und in die Löschung seiner Firma aus dem Handelsregister einwilligen, was im Februar 1942 geschah. Während dieser Zeit musste er zudem oft umziehen, zuletzt in das Jüdische Altersheim am Antonplatz. Wenige Monate später starb Wolf Joseph dort infolge der Anfeindungen und Entbehrungen am 23. Oktober 1942 und wurde ebenfalls im Familiengrab beigesetzt.
Nur Elsa Joseph konnte sich in Sicherheit bringen. Sie wanderte im März 1939 nach England aus und lebte bis 1950 in London. Danach zog sie zu ihren Neffen nach Haifa (Israel), wo sie 1972 starb.
Hier liegen die Stolpersteine für die Familie Joseph:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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