Stolpersteine in Chemnitz
Elisabeth Chalybäus

Foto: Stadt Chemnitz, Pressestelle
Elisabeth Chalybäus
Geboren: 08.12.1861
Gestorben: 08.08.1940
Verlegeort:
Heinrich-Beck-Straße 38
Stolperstein-Verlegung am:
14. Juni 2023
Fotos der Stolpersteinverlegung
Lebensweg
Die frühere Privatlehrerin Elisabeth Alwine Chalybäus zählte zu den über 70.000 Menschen, die während des Nationalsozialismus aufgrund von psychischen Krankheiten oder Behinderung in einer der »Euthanasie«-Anstalten ermordet wurden.
Sie wurde als Tochter der Kaufmannseheleute Friedrich Albert Chalybäus (1830−1898) und Ernestine Pauline Hofmann (1838−1870) in Chemnitz geboren. Ihre Eltern hatten noch zwei weitere Kinder, die sie alle in evangelisch-lutherischer Tradition erzogen.
Bis zum frühen Tode ihrer Mutter wuchs Elisabeth in wohlbehüteten Verhältnissen auf.
Vorübergehend lebte der Vater mit seinen Kindern in Dresden. Im Herbst 1876 kehrte er nach Chemnitz zurück. Friedrich Albert Chalybäus, der in der Folgezeit zum gerichtlich vereidigten Sachverständigen für Buchführung und kaufmännisches Rechnungswesen aufstieg, war endlich in der bürgerlichen Stadtgesellschaft angekommen.
Elisabeth schloss im Jahr 1881 das Lehrerinnenseminar in Dresden mit der Note 1 ab. Anschließend war sie eine Zeit lang als Privatlehrerin tätig. Sie selbst beschrieb ihren beruflichen Werdegang wie folgt: »Zwei Jahre krank und zwei Jahre gearbeitet«. Da sie bereits frühzeitig »zum Weinen und melancholischer Verstimmung« neigte, konnte sie schon damals nur mit längeren Pausen ihren Beruf ausüben.
Ab dem Frühjahr 1889 lebte Elisabeth mit ihrem Vater und ihren Brüdern zusammen in einer Wohnung. Sie war fortan nur für ihre Angehörigen da und ging voll und ganz in der Rolle der selbstlosen Wirtschafterin auf. Im Sommer 1921 trat eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes ein.
Elisabeth entwickelte plötzlich Verfolgungsideen. Daraufhin wurde sie mehrfach in die Nervenheilanstalt im Ortsteil Hilbersdorf eingewiesen. Für die behandelnden Ärzte litt sie unter »präsenilem Verfolgungswahn«. Ihr Zustand verbesserte sich nicht, so dass sie am 29. April 1922 in die Heil- und Pflegeanstalt in Zschadraß überführt wurde. Bis zum 8. August 1940 sollte sie sich fortwährend in dieser Einrichtung befinden.
An dem Tage wurde Elisabeth Chalybäus zusammen mit 89 weiteren Patienten der Landesanstalt Zschadraß mit einem Transport (»Aktion T4«) in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein gebracht, um dort wohl noch am selben Tag mit Gas ermordet zu werden. Zur Verschleierung der Todesumstände wurde dem in Chemnitz lebendem Bruder Ernst Albert von der »T4«-Zentrale in Berlin eine Sterbeurkunde mit falschen Angaben übermittelt. Demnach starb sie am 22. August 1940 in Hartheim bei Linz, wo sich ebenfalls eine Tötungsanstalt befand. Die Aschereste der Verstorbenen wurden auf Wunsch des Bruders am 12. November 1940 in dem Gemeinschaftsgrab 6 im Städtischen Urnenhain in Chemnitz beigesetzt.
Hier liegt der Stolperstein für Elisabeth Chalybäus:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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