Stolpersteine in Chemnitz
Erich Max, Emilie Ellen und Johanna Ida Wangenheim

Foto: Stadt Chemnitz, Pressestelle
Erich Max Wangenheim
Geboren: 23.04.1881
Gestorben: 05.08.1955
Emilie Ellen Wangenheim, geb. Tuchler
Geboren: 02.11.1891
Gestorben: 21.03.1944
Johanna Ida Wangenheim, geb. Joachimsthal
Geboren: 06.06.1861
Gestorben: 30.10.1942
Verlegeort:
Agricolastraße 13
Stolperstein-Verlegung am:
17. Mai 2022
Lebensweg

Foto: Privatarchiv Dr. J. Nitsche
Der Kaufmann Erich Wangenheim und sein Vater Theodor gehörten fast fünf Jahrzehnte lang den verschiedensten Gremien der Israelitischen Religionsgemeinde in Chemnitz an und hatten maßgeblichen Anteil an deren wechselhaftem Schicksal in der Zeit des Kaiserreiches, der Weimarer Republik und des »Dritten Reiches«.
Erich Wangenheim wurde als Sohn eines Textilgeschäftsinhabers in Chemnitz geboren. Er besuchte das Städtische Realgymnasium. Seine kaufmännische Lehre führte ihn nach Frankfurt (Main) und ins Ausland. Am 22. Mai 1913 vermählte er sich in Dresden mit der von dort stammenden Ellen Tuchler. Die Eheleute lebten fortan in der Agricolastraße 13, wo ihr einziger Sohn Gustav Siegfried am 8. April 1916 das Licht der Welt erblickte.
Erich Wangenheim wurde als Unteroffizier des Reserve-Infanterie-Regimentes 102 im Ersten Weltkrieg so schwer verwundet, dass ihm das linke Bein amputiert werden musste. Nach dem Tod seines Vaterswurde er im Frühjahr 1925 Alleininhaber des Familiengeschäftes und baute dieses mit Erfolg weiter aus. Während des Novemberpogroms 1938 wurde Wangenheim trotz seiner schweren Behinderung verhaftet und nach Buchenwald gebracht. Nach der Rückkehr löste er das seit fast 50 Jahren bestehende Geschäft an der Langen Straße 46 auf. Am 23. März 1939 wurde Erich Wangenheim zum letzten Vorstandsvorsitzenden der Israelitischen Religionsgemeinde in Chemnitz gewählt. Im Januar 1940 wurde er Verwalter des neu errichteten Jüdischen Alters- und Siechenheimes am Antonplatz. Die Eheleute wurden am 27. März 1943 von der Gestapo festgenommen und nach einer Gefängnishaft in Chemnitz und Dresden in das Ghetto Theresienstadt deportiert.
Ellen Wangenheim starb dort am 21. März 1944 an Hunger und Krankheit. Johanna Wangenheim, Erichs Mutter, war bereits am 8. September 1942 in das Ghetto verschleppt worden. Sie verstarb dort am 30. Oktober 1942 an Altersschwäche. Trotz Behinderung überstand Erich Wangenheim die lange Zeit im Ghetto und kehrte am 13. Juni 1945 in seine stark zerstörte Geburtsstadt zurück. Von der Sowjetischen Besatzungsmacht erhielt er die Genehmigung, sein Geschäft wieder zu öffnen. Der schwerbehinderte Kaufmann bemühte sich sofort um eine geschulte Pflegerin. Im Juli 1946 zog daher die Berliner Krankenschwester Gerda Sand, die er von früher kannte, zu ihm nach Chemnitz. Im September 1945 gehörte Erich Wangenheim zu den Gründungsmitgliedern der Jüdischen Gemeinde zu Chemnitz.
Im Januar 1949 verließ er mit seiner Betreuerin »bei Nacht und Nebel« die Stadt und zog zu seinem Sohn nach Israel. Er berichtete später, dass er sich zu diesem Schritt veranlasst gesehen hatte, als 1948 erneut die Fensterscheiben seiner Geschäftsräume eingeschlagen wurden. Bereits schwer erkrankt, lebte er bis zu seinem Tod in einem Altenheim in der Nähe von Tel Aviv.
Hier liegen die Stolpersteine für Familie Wangenheim:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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