Stolpersteine in Chemnitz
Rosalie, Johanna, Bernhard und Harry Kamnitzer

Foto: Stadt Chemnitz, Pressestelle
Rosalie Kamnitzer, geb. Berger
Geboren: 04.06.1860
Gestorben: 07.10.1942
Pate: Vollkasko-Massivhaus Chemnitz GmbH Town & Country Lizenz-Partner
Johanna Kamnitzer
Geboren: 19.02.1879
Gestorben: nach 10.05.1942
Patin: Beate Legler
Bernhard Kamnitzer
Geboren: 24.03.1885
Gestorben: 12.10.1942
Paten: Dr. Carsten Czenkusch und Marion Czenkusch
Harry Kamnitzer
Geboren: 05.12.1888
Gestorben: 31.01.1943
Pate: Matthias Legler
Verlegeort:
Barbarossastraße 55
Stolperstein-Verlegung am:
5. Oktober 2020
Lebensweg
Die Familie Kamnitzer gehörte zu den jüdischen Familien in Chemnitz, für die eine Auswanderung unmöglich war. Bernhard Kamnitzer war das erste Familienmitglied, das seinen Wohnsitz nach Chemnitz verlegt hatte. Seine Eltern waren Gerson und Rosalie Kamnitzer, die in Westpreußen lebten. Bernhard, auch Benno genannt, hielt sich bis zum Herbst 1907 in Görlitz auf. Sein Onkel Max Berger war zu diesem Zeitpunkt bereits ein erfolgreicher Unternehmer in Chemnitz. 20 Jahre zuvor hatte dieser eine Strumpffabrik gegründet. Bernhard Kamnitzer war fortan für ihn als Reisevertreter tätig.
Rosalie Kamnitzer, seine verwitwete Mutter, zog Mitte der 1920er Jahre nach Chemnitz. Ihre unverheiratete Tochter Johanna begleitete sie. Fortan wohnten sie im Erdgeschoss des Hauses Barbarossastraße 55. Einige Jahre später siedelte auch ihr jüngerer Sohn, der Einkäufer Harry Kamnitzer, nach Sachsen über. Im Juni 1932 gründete Bernhard Kamnitzer gemeinsam mit dem Kaufmann Franz Breslauer – ein eigenes Unternehmen – die Maxonia Wirkwaren GmbH. Die Geschäftsführer unterhielten zahlreiche Kontakte ins Ausland, die bis nach Südafrika reichten.
Die NS-Machtergreifung bedeutete für die Familie Verfolgung und Vernichtung. Bernhard Kamnitzer konnte nicht verhindern, dass sein junges Unternehmen aufgelöst wurde. Im Januar 1940 vermählte er sich mit der geschiedenen Judith Paretzkin, die aus der Ukraine stammte. Seine Ehefrau wanderte wenige Wochen später in die USA aus. Bernhard Kamnitzer blieb in Chemnitz zurück. Eine »Umschichtung« in Berlin half ihm auch nicht, nach Palästina auszuwandern. Nach seiner Rückkehr wurde er in das Haus Friedrichstraße 5 einquartiert. Im Hinterhof des Gebäudes, in dem sich bis dahin das Schuhgeschäft Balkind befand, musste er fortan mit seiner 81-jährigen Mutter und den Geschwistern auf engstem Raum leben.
Von dort aus wurde Rosalie Kamnitzer mit ihren Söhnen am 7. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Ihre Tochter war bereits am 10. Mai 1942 in den Osten verschleppt worden.
Hier liegt der Stolperstein für Familie Kamnitzer:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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