Stolpersteine in Chemnitz
Heinrich und Ilse Guttmann
Heinrich Guttmann
Geboren: 24.11.1892
Gestorben: 26.07.1975
Paten: Schüler und Lehrer des Georgius-Agricola-Gymnasiums
Ilse Guttmann, geb. Cohn
Geboren: 07.11.1898
Gestorben: 23.11.1987
Patin: Gisela Flämig
Verlegeort:
Theaterstraße 40
Stolperstein-Verlegung am:
5. Oktober 2020
Lebensweg

Foto: Archiv J. Nitsche
Als Sohn eines Kaufmanns erblickte Heinrich Guttmann in Chemnitz das Licht der Welt. Salo Guttmann, sein Vater, hatte bis Mai 1886 in Breslau gelebt. Einen Namen hatte sich dieser als Inhaber eines Geschäftes für Herren- und Knabengarderobe gemacht, das er im Mai 1893 in der Innenstadt gegründet hatte. Anfang 1921 wurde Heinrich Guttmann Geschäftsführer im väterlichen Geschäft, das sich seit 1903 im Haus Theaterstraße 34 befand. 1928 ging er in Breslau die Ehe mit Ilse Cohn ein.
In den 1920er Jahren engagierte er sich innerhalb des Verbandes jüdischer Jugendvereine Deutschlands. Darüber hinaus zählte er zu den Aktivisten der 1914 gegründeten Deutschen Liga für Menschenrechte in Chemnitz. Die NS-Machtübernahme hatte schwerwiegende Folgen für die Familie. Aufgrund des Engagements in der DLfM wurde Heinrich Guttmann im März/April 1933 in »Schutzhaft« genommen. Der Polizeipräsident riet ihm, das Land zu verlassen. Gerade in dieser Zeit wurde sein Sohn Werner Erich geboren. Die Situation spitzte sich zu, als auch das Familiengeschäft vom NS-Boykott jüdischer Waren vom 1. April 1933 betroffen war.
Heinrich Guttmann gab daher im Sommer 1934 das Geschäft auf und emigrierte nach Italien. Fortan lebte er in Mailand, wo er als Vertreter deutscher Textilfirmen tätig war. Vier Jahre später konnten ihm Ehefrau und Sohn folgen. Nachdem Italien im Frühjahr 1939 Albanien annektiert hatte, entschloss sich die Familie, nach Palästina auszuwandern. 1958 kehrten die Eheleute nach Deutschland (West) zurück. Ihr Sohn blieb in Israel, wo er sich später als Meisterkoch und Mitorganisator der IKA/Olympiade der Köche einen Namen machte.
Die Eheleute schlossen sich in Frankfurt/ Main der liberalen jüdischen Gemeinde an. Heinrich Guttmann unterstützte die von Adolf Diamant herausgegebene »Chronik der Juden in Chemnitz« und verfasste für diese ein Vorwort. Bis zu ihrem Tode lebten Heinrich und Ida Guttmann in der Mainmetropole. Uri Guttmann, ihr Sohn, bedauert, nicht an der Verlegung der Stolpersteine teilnehmen zu können.
Hier liegt der Stolperstein für Familie Guttmann:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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